Keine Angst vor der Fahrbahn!
[Die 10
Gebote des sicheren Radfahrens] [Die
Angst vor dem Auto hinter Dir ist eine Phobie (Englisch)][Gefahren von Radwegen] [Fördern Radwege den Radverkehr?]
[Wiener Mehrzweckstreifen]
Viele Gelegenheitsradfahrer und Radwegbenutzer fürchten sich vor
dem Radfahren auf der Fahrbahn. Diese Angst ist unberechtigt, denn Radfahren auf der Fahrbahn ist sicherer
als auf Radwegen (und ca. genauso sicher wie Autofahren).
- Aber auf der Fahrbahn sind doch die gefährlichen Autos.
- Ja,
allerdings passieren die meisten Unfälle an Kreuzungen, und dort
trifft man auch auf Radwegen auf Autos. Und die Autofahrer
konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf die Fahrbahn und tendieren dazu,
Radfahrer auf Radwegen zu übersehen. Zum Beispiel hatten in
Berlin im Jahr 2000 75% der Unfälle mit schweren Verletzungen oder
Toten mit den klassischen Rechtsabbiegefällen zu tun.
- Aber auf der Fahrbahn wird man knapp überholt.
- Das passiert
mir äusserst selten, was ich auf meine Position am Fahrstreifen
zurückführe: Ich fahre so, dass ich keinen Zweifel lasse, dass ich den
gesamten Fahrstreifen beanspruche; meistens in der Mitte, manchmal
auch links davon. Praktisch alle Autofahrer überholen dann nur mit
Fahrstreifenwechsel oder gar nicht, und bei den seltenen Ausnahmen
habe ich dann entsprechend mehr Platz zum Ausweichen nach rechts.
Im übrigen spielen Unfälle beim Überholen keine große Role in der
Statistik, obwohl viele Radfahrer oft zu knapp überholt werden
(Mindestabstand laut meinem Fahrlehrer: 1m+Geschwindigkeit in cm,
mind. 1.3m; in .de laut diversen Urteilen: 1.5m-2m, je nach
Umständen); es ist trotzdem sehr unangenehm.
Es gibt übrigen noch weitere Gründe, warum man sich nicht an den
Rand quetschen soll: Sichtbarkeit (v.a. für Einbieger), Autotüren,
Ausparker, Kanaldeckel, Schmutz.
- Aber auf der Fahrbahn halte ich den Verkehr auf.
- Du bist
Verkehr. Und wenn Du die ganze Strecke in Deinem Tempo fahren kannst,
können das andere wohl auch für einige Zeit. Es gibt keinen
Rechtsanspruch auf das Fahren mit Höchstgeschwindigkeit.
Die obige Einstellung ist bekannt als
Radfahrerminderwertigkeitskomplex. Autofahrer haben so etwas kaum,
ich habe z.B. noch nie erlebt, dass sich ein Autofahrer, der relativ
langsam fuhr (z.B. wegen mangelnder Ortskenntnis, Parkplatzsuche,
zähflüssigen Verkehrs), an den rechten Rand gequetscht hätte.
Die richtige Art, radzufahren, ist, so zu fahren, wie mit einem Auto
(Fahrzeugradfahren, vehicular cycling). Dann ist man dort, wo andere
den Verkehr erwarten, und verhält sich so wie es andere kennen,
erwarten und verstehen. Dann verhalten sich die meisten Dir gegenüber
auch wie gegenüber einem Fahrzeugführer. Wenn Du Dich dagegen wie ein
Fußgänger verhältst, werden sich andere Dir gegenüber auch
entsprechend verhalten.
Einige wichtige Aspekte dabei sind:
- Fahre auf einem Fahrstreifen, nicht irgendwo am Rand oder gar
zwischen Fahrstreifen.
- Ordne Dich rechtzeitig ein (z.B. zum Linksabbiegen auf Fahrbahnen
mit mehreren Fahrstreifen in Deine Richtung). Das kann durchaus
mehrere hundert Meter vor der entsprechenden Kreuzung sein.
Übrigens solltest Du Dich von unangenehmen Erfahrungen an
Wochenenden und Feiertagen nicht beeindrucken lassen. Zu diesen
Zeiten sind mehr inkompetente Autofahrer unterwegs als an Werktagen,
und manche dieser Sonntagsfahrer neigen dazu, ihre Inkompetenz durch
Hupen und knappes Überholen zu zeigen.
Wenn Du Dich auf der Fahrbahn z.B. auf Hauptverkehrsstrassen
unsicher fühlst, können wir gerne einmal in Wien zusammen üben. Email genügt.
Anton Ertl